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Testbericht Fuji GFX100

Neuer Qulitäts- und Technik-Level in der Fotografie: Fujis Mittelformat-Kracher GFX-100 liefert Super-Auflösung


 

Sie ist derzeit der Star unter den Mittelformat-Kameras und spielt somit in der obersten Liga: Die im Juni 2019 erschienene Fujifilm GFX legt mit einer Leistung von 102 Megapixeln gleich einen Rekord hin und ist somit alleine auf weiter Flur. Sie lehrt ihren Konkurrenten das Fürchten, macht Hasselblad und Phase One mächtig Druck. Fuji bleibt mit dieser Alleinstellung also innovativ, mutig und aufstrebend.

Viel Kamera in kompaktem Paket

So „monströs“ die Leistung auch ist – so verhältnismäßig kompakt kommt diese schöne Kamera daher – nicht größer als die DSLR-Topmodelle von Nikon oder Canon. Während die kleinen Geschwister GFX50R und GFX50S ohne interne fünfachsige Stabilisation auskommen müssen, werkelt diesbezüglich in der 100er modernste Technik und erlaubt Aufnahmen bei kleineren Brennweiten (Crop-Faktor auf VF ca. minus 1.5) mit bis zu 1/15 Sekunde. Profis freuen sich über diese Tatsache, denn der schwingend gelagerte Stabi macht die Kamera auch alltagstauglich – weil Fotografieren aus der Hand immer Spaß macht. Porträt, Landschaft, Architektur, Street – alles unter freiem Himmel problemlos und leichtfüßig machbar. Also auch hier zieht Fuji der Konkurrenz davon – diese hat nämlich in keinem ihrer Modelle IBIS eingebaut.

 

Das Gehäuse zeigt sich im Typischen Fuji-Style. Im Menü tummeln sich die üblichen Fuji-Verdächtigen mit zahlreichen individuellen Einstellungs-Möglichkeiten, wie die beliebten Filmsimulationen. Hier findet der Profi alles, was sein Herz begehrt – ein Großteil davon auch über das Praktische Q-Menü programmierbar. Jeder Button kann individuell belegt werden. Insgesamt findet sich auch der Fuji-Neuling sehr schnell damit zurecht, auch wenn hin und wieder interessante/originelle deutsche Übersetzungen aus dem Japanischen am Display leuchten. Aber damit hat ja nicht nur Fuji, sondern alle Hersteller zu kämpfen.

Das Gehäuse, das zwei Akkus fasst, ist hervorragend verarbeitet. Sind beide Akkus voll, dann heißt es "Feuer Frei" für ca. 1000 hochauflösende Bilder – und gehen Sie sparsam mit Rückschau/Bildkontrolle um, dann sind locker auch an die 1400 Bilder möglich. Die höchstmögliche Reisegeschwindigkeit beträgt 5 Bilder pro Sekunde (max. 41 JPG in Folge, maximal 14 RAW in Folge). Das mag nicht viel sein, aber der Verschlussvorhang muss ja bei einem Sensor-Format von 43,7mmx32,9mm ja auch einen ziemlich langen Weg zurücklegen.

 

Apropos Display: Eine weitere Fuji-Meisterleistung findet sich sowohl beim kipp- und um 90 Grad schwenkbaren touchfähigen rückwärtigen Display wie auch beim voluminösen Eye-View-Finder, der groß, hell und knackscharf ist. Ein zusätzliches Display ist auf der Rückseite unterhalb des großen Monitors untergebracht – dieser informiert über alles, was wichtig ist. Vervollständigt wird der Display-Reigen durch ein kleines Schulter-Display, auf dem alle Wichtigen Parameter nicht nur abgerufen, sondern auch gesteuert werden können – wie M/A/P/ISO/Verschlusszeit. Egal also, wie man die Kamera hält: Man ist stets optimal und umfassend über alle Einstellungen informiert.

Steuerungsrädchen, wie man sie vor allem von Fuji so gut kennt, entfallen schulterseitig. Das wird nicht jedem auf Anhieb passen – aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Alle restlichen relevanten Knöpfe und Drehrädchen finden sich ebenfalls an der praktisch richtigen Stelle, wenn hochformatig fotografiert wird – hier wurde auch noch ein zweiter Joystick spendiert: Noch ein Trumpf für die Alltagstauglichkeit. Insgesamt kann aber festgestellt werden: Die Anzahl der Tasten und Knöpfe wurde auf ein Minimum reduziert, um eine möglichst einfache Handhabung der Kamera zu gewährleisten – das ist gut gelungen. Das Gehäuse ist selbstverständlich Spritzwasser- und Staubgeschützt.

Autofokus-Vorreiter im Mittelformat-Vergleich

Der Autofokus ist genauso innovativ wie der IBIS. Noch nie war eine Kamera so alltagstauglich dank der schnellen Reaktionen des Autofokus und der Fokus-Motoren in den Fujifilm GF-Objektiven. Die Geschwindigkeit des AF ist für das Mittelformat eine Sensation. Im Vergleich mit dem GFX100 Autofokus sind PhaseOne Kameras Dinosaurier. Zwar kann man keine so schnelle Fokussierungen wie bei einer X-System Kamera oder eine Sony-, Nikon- oder Canon-Kamera erwarten, jedoch ist die Reaktionszeit für den großen Sensor geradezu atemberaubend. Außerdem sind die Autofokuspunkte über den gesamten Sensor verteilt, sprich man kann bis zu Rand hin automatisch fokussieren. Das bedeutet eine Abdeckung der Autofokuspunkte von nahezu 100 Prozent.

Mit sehr überzeugender Bildschärfe 

Die Bildqualität ist über alle Zweifel erhaben. Wer APSC, MFT oder auch FV gewohnt ist, stößt in neue Dimensionen vor. Diese Schärfe ist schier unglaublich, auch die Farbtiefe (RAW-Bilder mit 16 Bit) überzeugt auf der ganzen Linie. Allerdings braucht man leistungsstarke Rechner, um mit der Datenflut einigermaßen flott zurecht zu kommen. Allein schon ein im Photoshop geöffnetes JPEG hat 280 Megabyte – da kommt manch einer schon an die Grenzen. Der Lohn für die Rechenleistung sind atemberaubend brillante Bilder, in die man problemlos hinein zwei- und dreifach hinein cropen kann – ohne dass Schärfeverluste bemerkbar wären. Schaltet man die 100er in den Kleinbildmodus, so produziert sie 61 Megapixel im Format 4:3. Aus dem GF250mm Teleobjektiv wird so eine etwa 400mm kleinbildäquivalente Optik. Interessant dürfte dann der Vergleich vor allem zu der neuen Sony A7 RIV mit ebenfalls 61 Megapixeln ausfallen.

Zukunftssicherheit im Fujifilm-System

Fujifilm stellt übrigens für das nächste Firmware-Update die Möglichkeit in Aussicht, mit 400-Megapixeln zu fotografieren (Pixelshift). Man darf also gespannt sein und bleiben, was die Fuji-Ingenieure in nächster Zeit noch so alles raushauen.

Inzwischen stehen für die GFX-Modelle 10 Brennweiten (diverse Festbrennweiten/Zoom von 50mm bis 250mm), die all den hohen Anforderungen treffsicher gewachsen sind, zur Verfügung.

 

 

Zur Info: Auch wir haben mit dieser Kamera nur fotografiert, nicht gefilmt. Die jeweiligen Filmerfahrungen findest Du online auf zahlreichen Test- und Info-Kanälen.

Wir fotografierten mit dem hervorragenden GF 63mm/f2.8 WR

Corona-Krisenbedingt fotografierten wir Spaziergänge in Dornbirn und die lieben Hunde Barolo (der große) und Max (der Kleine), die wir mit reichlich Leckerli dazu brachten, ENDLICH still zu halten.

Weitere Infos zur Kamera und den Objektiven findest du hier.

 

GFX100 Gehäuse: € 10 999,-

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