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Testbericht Nikon Zf

Die neue Nikon Zf: Fotografieren wie früher – nur modern.

 

In den Foren ist die neue Nikon Zf mit 24MP-Vollformatsensor momentan der Star schlechthin und Everbodys Darling. Wir können das gut verstehen – das Gehäuse, das an die altehrwürdige Nikon FM2 aus den früheren 80er Jahren erinnert, gibt sich charmant nostalgisch, die Bedienung ebenso. Man fühlt sich an die guten alten Zeiten der Analog-Spiegelfotografie erinnert, und das Gehäuse der Zf vermittelt das auch punktgenau. Wir haben die Kamera am ebenso nostalgisch anmutenden 40er/f2 ausprobiert und uns auf die Suche nach interessanten architektonischen Objekten gemacht.

Charmanter Auftritt

Fuji zeigt ja seit nunmehr 10 Jahren eindrucksvoll, daß sich solche Konzepte durchaus lohnen: Kameras wie vor 40 Jahren zu bauen und zu verkaufen. Auch Nikon hat seinerzeit mit der wunderschönen DF bewiesen, dass sie es können. Groß war der Erfolg damals zwar nicht – und das soll sich nun mit der Zf gründlich ändern.

Gut geschützt

 

Die neue Nikon ist natürlich eine top-moderne Kamera, die alles bietet, was das anspruchsvolle Fotografenherz wünscht: Vollformatsensor, hochwertiges und robustes Gehäuse mit Bildstabilisator, alles geschützt gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Bedient wird das Gerät – wie man auf den ersten Blick sieht – wie mit Apparaten von früher: Analog heißt das große Vorbild. Auf der Schulter mehrere aus Metall angefertigte Einstellräder, die richtig Spaß machen: Belichtungszeit, Iso und Belichtungskorrektur – alle drei sehr gut erreich-, arretier- und einstellbar, ohne dass man durch den Sucher oder auf´s Display schauen muss.

Ausstattung

Wer andere Z-Kameras oder D-Modelle gewohnt ist, muss natürlich umdenken, daran kann man sich – denke ich – aber sehr schnell gewöhnen. Ich, als eingefleischter Fuji-Fotograf, hatte damit selbstverständlich überhaupt keine Probleme. Weitere Features an der Schulter: ganz links die PSAM/Auto-Einstellung – daran musste ich mich etwas gewöhnen – wird anderen sicher genau so gehen.


Rechts vom Okular Auslöse-Knopf, ein Video-Knopf und ein Schalter, mit dem man schnell von Foto auf Video, bzw. B/W, umschalten kann. Ein klitzekleines Sichtfenster mit nostalgisch anmutender Digital-Anzeige informiert über die eingestellte Blende.

Übersichtlich und aufgeräumt

Damit sind alle Infos, die man zum Fotografieren benötigt, sofort und übersichtlich und aufgeräumt erkennbar, auch ohne Blick durchs Okular oder aufs dreh- und schwenkbare Touch-Display – selbst bei ausgeschalteter Kamera. Dennoch ist hier nichts überfrachtet. Das hat mir alles wirklich sehr gut gefallen – vor allem das Spiel und die Varianten der Einstellmöglichkeiten (unbedingt Bedienungseinstellung verinnerlichen – hier würde der Test mindestens fünfseitig ausfallen)

Belichtung bis 900 Sekunden!

Kamerarückseitig die üblichen Verdächtigen wie Play, Delete, Lupe, Disp, Menü, Ok-Bestätigung, Vier-Kreuz-Druckring, AE-L/AF-L und Drehrad (vorne gibt´s auch eines – beide multifunktional wie Blende, Verschluss, Iso etc.) – hier findet sich jeder moderne Fotograf auf Anhieb zurecht. Softwaretechnisch bereitet die Kamera einem Nikon-Fotografen selbstverständlich keinerlei Probleme, Neulinge müssen sich jedoch an der Fülle der Einstell- und Info-Möglichkeiten abarbeiten. Aber das gehört einfach dazu. Das wichtigste lässt sich über die „i“-Taste an der Rückseite einstellen – kennt und kann jeder. Fun-Fact am Rande: der Verschlusszeitenbereich geht von 1/8000sec bis 900sec – das ist schon erstaunlich, macht aber bei Langzeitbelichtungen durchaus Sinn, weil diese Funktion den „Bulb“-Auslöser mehr oder weniger überflüssig macht.

 

Blitzschneller AF

Zum Thema Autofocus in Kombi mit unserem verwendeten Objektiv, dem 40er mit Blende 4, ist nur zu sagen: Da war ich schon verblüfft, wie weit die Technik heute ist: Das geht so blitzschnell und geräuschlos, dass ich am Anfang verunsichert war, ob die Kamera überhaupt scharf gestellt hat. Aber – es hat immer punktgenau alles gepasst. Funktioniert alles auch bei widrigen/dunklen Lichtverhältnissen. Prozessorseitig kommt hier dasselbe System wie bei den beiden Flaggschiffen Z8 und Z9 zum Einsatz. Der AF erkennt natürlich Menschen, Köpfe, Gesichter, Augen, Tiere, Tieraugen, Vögel und Vogelaugen sowie Auto, Motorrad, Zug und Flugzeuge. Geschwindigkeitstechnisch verspricht Nikon 14 JPEG und 11 Raw-Bilder in der Sekunde bei voller Auflösung – habe ich allerdings nicht ausprobiert, weil ich für den Test weder Sport- noch Tierfotografie angewandt habe. Diese Parameter sind aber sicher schon Standard für Kameras dieser Kategorie. Die Bildqualität ist über alle Zweifel erhaben.


Auch im Studio schlägt sich die Nikon Zf wunderbar.

Warum eine Zf?

Der Platz hier würde nicht ausreichen, um alle Technischen Finessen und Möglichkeiten aufzulisten und zu besprechen – für wie viel Aufregung und Interesse diese Kamera gesorgt hat, muss nur einen Blick in die einschlägigen Foto- und Test-Foren werfen: Das Netz ist voll damit. Ich persönlich habe wegen dem nostalgischen Look und der damit verbundenen Philosophie zu fotografieren gerne nach der Zf gegriffen: Drehräder zu bedienen, entschleunigt sich auf´s Motiv und den Ausschnitt konzentrieren … das alles ist, obwohl es schon 50 Jahre lange in der Vergangenheit präsent war, doch wieder irgendwie ganz neu.

 

Text & Fotos: Walter De Meijer

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