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Testbericht Fujifilm X-H2s

Weiter, schneller, höher: Fuji trumpft mit der neuen X-H2s groß auf

Wer hätte gedacht, dass Fuji nach der Präsentation der X-H1 im Frühjahr 2018 nun doch eine Nachfolgerin auf den Markt bringt. Die vor knapp zwei Jahren präsentierte Fuji X-T4 beinhaltete nun auch mit Stabi alles, was die X-H1 darstellte – und packte technisch ein paar interessante Leckerbissen rein. X-H1-Fans hatten die Hoffnung auf eine X-H2 schon fast aufgegeben – doch Ende 2021 überraschte Fuji-Rumors mit der Nachricht, dass eine H2 bald kommen würde, die Fan-Gemeinde … mit vielen Fragezeichen. Was würde die Kamera wohl bieten …?

Lange erwartet

Im heurigen Mai war es dann so weit – Fuji präsentierte in einem großen Event seine neuen Produkte, so, neben einigen Objektiven, auch die X-H2s.

Schneller geht nicht

Eine schöne Kamera ist es geworden. Angelehnt ans Design der erfolgreichen GFX-Serie unterscheidet sich die H-Linie nun noch deutlicher von der X-T Modellreihe. Das Gehäuse ist vollbepackt mit neuester Technologie und vereint die zwei Welten Fotografie und Videografie doch recht eindrucksvoll. Der neue Stacked Sensor ist vier Mal so schnell wie der alte X-Trans-Sensor aus der X-T4, löst 26 Megapixel auf und verarbeitet 40 Bilder pro Sekunde im Foto-Modus, im 4K-Videomodus sogar 120 Bilder. Mächtige Rechenpower ist hier also verpackt. Der Puffer reicht im JPEG-Modus für 184 Bilder, im Raw-Modus 175 Bilder – erst danach wird langsamer gespeichert. Neben JPEG und Raw ist nun auch das neue HEIF-Format, das noch weniger Speicherplatz in Anspruch nehmen soll, an Bord. Dieses kann von Photoshop bereits ausgelesen werden. Ein erstes Fazit: Mit dieser Kamera ist man echt flott unterwegs.

AF für überall

Zwischen den einzelnen Auslösungen stellt der AF rasend schnell scharf – die X-H2 kann damit mit den Spitzenmodellen von Sony (A1), Nikon (Z9) und Canon (R3) mithalten. Für Sport-, Action- und Tier-Fotografen ist das natürlich eine großartige Sache. Letztere werden sich besonders freuen, weil nun auch ein Tieraugen-AF an Bord ist. Es beeindruckt, wie Fuji hier große Fortschritte gemacht hat, denn das Thema AF war bei Fuji ja bisher nicht soooo beeindruckend aufgearbeitet. Voreingestellt sind übrigens auch AF für Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge.

 

Unterschiede zur X-H1

Rein ergonomisch unterscheidet sich die H2s nicht so sehr vom Vorgängermodell. Erfreulicherweise ist der Griff deutlich größer geworden, und alles ist etwas kantiger ausgefallen. Größere Unterschiede gibt’s dann allerdings bei der Hardware-Ausstattung: ISO wird nun nicht mehr per Drehrad eingestellt, sondern über einen Knopf und das Daumendrehrad (kann natürlich wahlweise und individuell verändert werden). Ebenso weggefallen ist das Verschlusszeiten-Drehrad, das durch einen PSAM-Regler (mit C1-C1, Film und Filter) ersetzt wurde. Wer eine H1 besitzt, muss also schon ein wenig umdenken.

 

Üppig ausgestattet

Auch ist das Gehäuse insgesamt um einige Druckknöpfe, die frei belegt werden können, bereichert worden. Positiv fällt auf, dass der Auslöseknopf nun mehr nicht mehr so überempfindlich reagiert, wie beim Vorgänger-Modell, wo das Auslösen doch sehr gewöhnungsbedürftig war. Weggefallen ist auch der Wahlschalter für MF/AF-S/AF-C, der durch eine weiteren Funktionstaste ersetzt ist: Die Einstellungen können dann über den Joy-Stick oder das Vierwege-Wahlkreuz am Kamerarücken verändert werden. Somit lässt sich die Kamera komplett und 100prozentig fernsteuern.

Beweglicher Screen

Die prominenteste Veränderung ist der Flip-Screen, der nun 180 Grad ausklapp- und um 360 Grad drehbar ist. Die Auflösung hier ist prima, ebenso die im Sucher, der 0,8fach vergrößert.


Beeindruckender IBIS

Eines der Kern-Features, die der H2s große Schlagkraft verleihen, ist der Stabilisator, der unglaublich lange Belichtungszeiten ermöglicht. Wir haben das ausprobiert – top Ergebnisse bis zu einer dreiviertel Sekunde (oder auch länger, wenn man eine wirklich ruhige Hand hat) sind kein Problem. In Kombi mit einem stabilisierten Objektiv sollen bis zu 7 Blenden möglich sein, verspricht Fuji.

Top bei Anschlüssen

Schnittstellenseitig bietet die H2s alles, was das Herz begehrt. Besonders erfreulich ist, dass Fuji diesem Gehäuse einen großen HDMI-Anschluss spendiert hat, der der Kamera zusätzliche Robustheit verleiht. Dazu USB-C auch zum Laden, zwei 3,5mm Klinker für Kopfhörer und Mikro und 2,5mm für Fernauslöse-Kabel.

Riesenschritt nach vorne

Als Besitzer einer X-H1 – eine meiner Lieblingskameras besonders für den täglichen und anspruchsvollen Einsatz bei Reportagen und überall dort, wo es schnell gehen muss und die Bilder auch unter schwierigen Verhältnissen scharf sein müssen – habe ich mich besonders auf die X-H2s gefreut, die ich nun ausprobieren durfte. Meiner Meinung nach macht Fuji mit dieser Kamera einen Riesenschritt nach vorne, vor allem für Profi-Fotografen und -Filmer. Ich hatte beim Testen das Gefühl, daß ich x-Mal schneller bin als mit dem Vorgängermodell, der Tier-AF funktioniert wunderbar, auch wenn sich Vögel und Hunde beispielsweise nur im Profil präsentieren mögen: Die Schärfe sitzt stets.

Futter für Will-Haben

Meiner subjektiven Meinung nach liefert auch der Sensor noch bessere Ergebnisse, als es schon die alten X-Trans-Sensoren aus der X-T3 und X-T4, bzw. X-Pro3 getan haben. Fuji ist ja bekannt und wird geschätzt für die großartigen, natürlichen Farben und die ausgewogenen Kontraste – aber hier ist alles noch einen Ticken besser, was man vor allem bei Hauttönen von Menschen feststellen kann. In Kombination mit der neuen Geschwindigkeitsdimension, in die man mit dieser Kamera vorstößt, hält man hier eine echte Hochleistungsmaschine in Händen. Fazit: die gegen Staub und Spritzwasser geschützte X-H2s macht viel Spaß und ist – quasi als Sahnehäubchen – eine der schönsten, wenn nicht die schönste, DSLMs auf dem Markt. Aber das hat ja schon Tradition bei Fuji.

 

X-H2 im Herbst

Gespannt darf man übrigens auch auf den heurigen Herbst sein – dann wird nämlich die X-H2 präsentiert. Diese soll dann deutlich nur für Fotografen ausgelegt sein: Vermutlich ohne Stacked Sensor liefert die H2 dann knapp 40 Megapixel.

 

Text & Fotos: Walter de Meijer

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