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Testbericht: Canon RF 70-200 f4 L IS USM

Canon RF 70-200mm/f4 L IS USM:  Canons preisgünstiges Standard-Tele Zoom

Als Canon vor einigen Jahren in den Markt der spiegellosen Vollformat-Kameras eingestiegen ist - den Startschuss setzte die EOS-R - sah sich die Traditionsmarke natürlich in der Pflicht, sehr schnell auch eine schöne Palette an Objektiven für das neue Bajonett zu entwickeln. Das Portfolio wächst seither schnell und mit dem RF 70-200mm/f4 L IS USM ist seit knapp einem Jahr auch eine Linse im RF-Line-Up zu bekommen, das standardmäßig einen sehr beliebten Brennweitenbereich abdeckt. Wir haben das Objektiv an der EOS-R5 ausgiebig getestet.

Gut ausgestattet

Das Zoom im markanten RF-Matt-Grau mit der bekannten roten Applikation ist erstaunlich kompakt (die deutlich teurere Variante mit f2.8 ist auch deutlich voluminöser) – die moderate Ausgangsblende von f4 durchgehend macht´s möglich, dass keine übergroßen Tubusse oder riesige Frontlinsen verbaut werden mussten. Damit profiliert es sich schon mal als Reisezoom, zumal es mit nur 700 Gramm ja auch nur wenig Gewicht auf die Waage bringt. Das Gehäuse ist aus stabilem, hochwertigem Kunststoff gefertigt, zwei der drei Drehringe sind angenehm mit Gummi geriffelt – der breitere davon dient der Zoom-Funktion (bis 200mm fährt der Tubus knapp 5,5cm aus), der zweite, schmalere, dem manuellen Fokussieren. Das Scharfstellen erfolgt elektronisch. Der Autofocus wird von einem Dual-Nano-USM befeuert – dieser sorgt für flotte Scharfstellung und somit auch für treffsicheres Einfrieren im Sport- und Actionbereich. Ein dritter geriffelter Drehring (L-Ring) befindet sich vorne nahe der Frontlinse – er ist frei belegbar und angenehm in der Bedienung. Auf diesen kann man etwa Blende, ISO, Belichtungskorrektur oder Weißabgleich legen. Der Ring gibt durch Einrasten deutliches haptisches Feedback. Das Objektiv ist selbstverständlich vor Spritzwasser und Staub abgedichtet.

 


Viele Helferlein

RF-typisch hat Canon vier Schalter für individuelle Objektiv-Einstellungen platziert. Ein Fokus-Begrenzer ermöglicht zwei Scharfstell-Varianten: Einmal über den gesamten Entfernungsbereich, der zweite limitiert die Naheinstellgrenze (normal 38cm) von 2,4 Meter und dann bis Unendlich. Mit dem zweiten Schalter kann man zwischen AF und MF wählen, mit dem dritten wahlweise zwischen Stabilisierung und ohne Stabilisierung. Mit dem vierten Schalter bietet Canon noch die Möglichkeit, die Stabilisierung (Sport & Action beispielsweise, für statische Motive oder Kamera-Schwenks) feiner zu justieren.

Top Abbildungsleistungen

Die kompakten Ausmaße kommen im Fotoalltag bestens zum Tragen: Geringes Gewicht, einfache Bedienung … und Blende f4. Man könnte meinen, das wäre doch zu wenig, um samtige Hintergründe beim Freistellen von Menschen/Objekten/Gegenständen zu erzeugen. Das trifft hier in der Praxis wenig zu. Denn: Durch die Naheinstellgrenze von 38cm kann man hier doch einiges bewerkstelligen. Das Bokeh, das dabei entsteht, ist seidenweich und angenehm in der Betrachtung. Dort, wo die Schärfe dann sein soll, sitzt sie wirklich 100prozentig und ist für ein solches Objektiv der gehobenen Mittelklasse geradezu überragend. Natürliche, organische Farben und feines Kontrast- und Dynamikverhalten runden die Leistungskraft ab. Damit bietet sich dieses Objektiv hervorragend auch für die Porträt-Fotografie an.

Top-Gläser verbaut

Die 45MP-Anforderung der R5 meistert dieses RF Objektiv mühelos. Blendenreflexe konnten wir dank verbautem UD-Glas nur minimal ausmachen – lästige Farbsäume in den schwierigen Kontrastbereichen bleiben dagegen komplett aus. Ebenso unauffällig sind etwaige Randabdunkelungen oder Schärfeverluste ab Blende 11 – und das ist schon erstaunlich. Allfällige Kissen- oder Tonnen-Formen korrigiert die Kamera in der internen Bildverarbeitung prima raus.

Perfekter Reisebegleiter

Fazit: Dieses Objektiv mit dem klassischen Zoom-Bereich macht richtig viel Spaß. Die Bildqualität ist über den kompletten Zoom- wie auch Blendenbereich optimal, der Preis für dieses Glas gerechtfertigt. Richtig zu Hause fühlt sich das Zoom bei Porträt-Aufnahmen und bei moderaten Tele-Anforderungen, wo schönes Bokeh auch noch eine Rolle spielen soll – aber prädestiniert auch für die Reisefotografie, weil es leicht und klein ist.

Text: Walter de Meijer

Fotos: Walter de Meijer und Tobias Gmeiner

 

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