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Testbericht: Fuji EBC XF 50mm f1 R WR

Master of Lights: Fujinon

Ziemlich mutig von Fuji, ein Objektiv rauszuhauen, das

a) wesentlich größer,

b) wesentlich schwerer

c) wesentlich teurer ist

als das hervorragende und von Testern rund um den Globus hochgelobte 56er/f1.2 ist.

 

Ist es auch besser, kann es mehr?
So einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Besser und „mehr können“ auf alle Fälle in dem Sinne, dass das brandneue Fujinon SUPER EBC XF 50mm/f1.0 den Arbeits- und Einsatzbereich doch erheblich erweitert. Während der hausinterne Konkurrent eher für flottes Arbeiten und ebensolches freistellen steht, wird man vom 1.0er doch noch mehr gefordert. So gesehen ist das Glas ein echter Leckerbissen. Gegen Staub und Wasser abgedichtet, allerdings ohne interne Stabilisation – macht aber nichts, denn mit diesem 50er für APS-C-XMount sind ja unglaublich kurze Belichtungszeiten möglich… und Fuji scheint gleichzeitig zu rufen: „Schaut mal, was wir können …!“

 

Dort, wo die Luft dünn ist …

Einmal in die Hand genommen und man weiß, mit wem und was man sich da anlegt. Die Linse ist das lichtstärkste Objektiv aus dem Hause Fuji und so gesehen sicher auch ein Prestige-Objekt. 1er-Blenden sind nämlich sehr selten, sie werden von Fremdanbietern zu günstigen Preisen relativ oft angeboten – Original leisten sich das allerdings nur wenige Hersteller, wie beispielsweise Nikon mit dem NOCT gar mit Blende 0.95 (58mm Brennweite), Canon mit dem RF 50/f1.2 oder, ganz exotisch, Leica mit seinem Legendären Noctilux-M 50mm/f0,95.

 

Spiel mit Schärfe und Unschärfe

Bezogen auf das Vollformat beträgt die Brennweite dieser Edellinse ca. 75mm – ideal also für den Einsatz in der Porträtfotografie für knackscharfe Ergebnisse oder wenn man Gegenstände auch noch bei wenig Licht und niedrigen ISO-Werten harmonisch freistellen möchte. Der besondere Reiz, aber auch Herausforderung, ist der überaus schmale Schärfebereich bei Blende 1.0, der erst wenig, später aber deutlich ab Blende 4 zunimmt. Die aufwändige technische Konstruktion ermöglicht es, die Blenden zwischen 1.0 und 16 gar in Drittelschritten zu bewerkstelligen und das wunderbare Bokeh ganz nach dem eigenen Geschmack in ganz kleinen Schritten zu beeinflussen: Feines Arbeiten und dabei entspannt die Schärfentiefe abwägen oder beurteilen ist das reinste Vergnügen. Aber Obacht – man sollte es mit dem Wunsch nach Bokeh nicht übertreiben – eine Blendenstufe zu ist oft sinnvoller als eine Blende auf. Allerdings: Freistellungen sind auch dann noch in großem Ausmaß möglich, wenn das Objekt weiter weg ist – Ausgangsblende sei Dank …

 

Lieber mal manuell

Hat man das alles im Griff, kann der Spaß beginnen. Durch die Specs, die dieses Objektiv bietet, werden Kreativität und die Lust auf neue Motive deutlich befeuert. Konstruktionsbedingt ist die Naheinstellungsgrenze nicht allzu beeindruckend – sie liegt bei ca. 70cm. Durch die Brennweite wird dies doch deutlich abgefedert, und die Schärfe, die das Objektiv abliefert, bietet großen Freiraum beim Cropen am Computer. Dafür reagiert der Autofocus schnell, womit der Einsatzbereich nicht nur auf Still-Fotografie beschränkt sein dürfte. Wer sich offenblendig austoben möchte, dem sei geraten, die Schärfe auch mal manuell zu regeln, um Details ganz nach Wunsch knackscharf herauszukitzeln. Mit Focus-Peaking macht das richtig Spaß und funktioniert wunderbar – in dieser Technologie hat Fuji die Nase richtig weit vorn. Der großzügig dimensionierter Scharfstellring unterstützt den Fotografen dabei nach Kräften. Der Blendenring rastet sauber, gut hörbar und knackig ein.

 

Ausflüge in Corona-Zeiten

Ich hatte dieses lichtstarke Fujinon stilvoll – wie sollte es auch anders sein – an der schönen X-Pro3 dran. Wäre das 50er mit einem der X-T-Bodys X-T3 oder X-H1 verbunden, hätte ich sicher schneller arbeiten können, aber ich wollte mit so einer exklusiven Linse richtig Spaß haben – und das geht zumindest für mich vor allem mit der X-Pro3. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Corona-bedingt ist man derzeit leider ganz schön eingeschränkt. Ich sah das aber ganz entspannt als weitere Herausforderung. Die Linse verdient es.

 

 

Pixelpeeper aufgepasst!

Also – Augen auf .. und was könnte man fotografieren? Ein Ausflug ins „Foramoos“ auf dem Bödele (Dornbirn), ein Besuch der Schleienlöcher (Hard) mit einem Freund, ein Spaziergang durch Dornbirn und dabei ganz fremde Menschen angesprochen, und natürlich Detailaufnahmen und Menschen formatfüllend musste zeigen, was die Linse kann. Am meisten Spaß machte natürlich – wie sollte es anders sein – das kreative Spiel rund um´s Freistellen. Was für ein Potenzial hier vorliegt, zeigen die Belichtungsserien deutlich. Die gute Nachricht für Pixel-Peeper: Chromatische Aberration nur bei Offenblende in den äußersten Randbereichen sichtbar - und auch dort nur schwach und dort sichtbar, wo Details scharf und kontrastreich abgebildet werden. Das sind hervorragende Ergebnisse. Vignette: Fehlanzeige – die Bilder ausgewogen und gleichmäßig durchbelichtet.

 

Specs

Die Konstruktion besteht aus neun Gruppen mit zwölf Elementen. Darunter sind eine asphärische Linse sowie zwei ED-Linsen, um chromatische Aberrationen und Verzerrungen gering zu halten,bzw. eliminieren. Die Blende besteht aus neun Lamellen und reicht von f/1.0 bis f/16 in Drittelstufen. Die Naheinstellgrenze liegt bei 0,7 Metern, der Filterdurchmesser beträgt 77 Millimeter.

 

Das Objektiv ist bei uns im Geschäft lagernd. Hier geht's zum Artikel im Onlineshop.

 

Model: Franca aus Lustenau.

Fotos & Text: Walter De Meijer

 

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